Dienstag, 28. März 2023


1. Tag / 17.02.23

Heute geht es endlich los.

Nach 4 Jahren werde ich wieder nach Tansania fliegen.

Seit über 11 Jahren begleite ich Kirimia Ilomo während seiner Ausbildung in Deutschland zum Diakon und zum Physiotherapeuten als Mentor. Seit 2016 ist er wieder zurück in Tansania, in Tandala. Innerhalb des seit 1990 bestehenden Diakoniezentrums hat er / haben wir den physiotherapeutischen Bereich aufgebaut.

Tandala ist ein Dorf und liegt in den Bergen auf ca. 2000m Höhe, im Süden des Landes

Mit dem Nachbardorf Ikonda ist Tandala „verschmolzen“. In Ikonda gibt es ein Krankenhaus, welches von Italienern / katholisch privat geführt wird. Es zählt wohl zu qualitativ besten des gesamten Landes.

Natürlich bin ich gespannt, wie es diesmal wird, was sich alles in den vergangenen 4 Jahren verändert hat.

Eine Historie des Diakoniezentrums und meiner bisherigen Besuche 2016 / 2017 / 2019 habe ich in den Blogs www.torstenintansania.blospot.com , www.torstenintansania2.blogspot.com und www.torsten-team-in-tansania3.blogspot.com bereits geschildert.

Was diesmal auf jeden Fall anders sein wird ist, dass ich die gesamte Zeit alleine dort sein werde und sich die Leitungsebene verändert hat / verändern wird.

Sedekia Luvanda und Elikana Kitahenga, die das Zentrum aufgebaut und bisher geleitet haben, wurden im Sommer in den Ruhestand offiziell verabschiedet. Elikana wird aber übergangsweise für 2 Jahre im reduzierten Umfang weiter tätig sein und so den Übergang für seine Funktion aktiv mitgestalten.

Mit beiden habe ich während meiner Diakonausbildung in Neinstedt / Ostharz zusammen gelebt.

Ganz allein bin ich erst mal nicht. Mutter und Bruder von Simon, ein Freiwilliger, der sein soziales Jahr im Diakoniezentrum seit September verlebt, begleiten mich ab Istanbul.

Sie werden mich auch in der ersten Woche mit dabei sein.
Simon ist in dem Jahr vorwiegend Kirimia zugeteilt.

Die Anreise ging also über Istanbul, Daressalam und weiter mit einem Inlandsflug nach Mbeya.

 

Ankunft an einem der vielen Gepäckkontrollen in Tansania

In Mbeya wurden wir von Jona, Daudi und Simon mit einem Jeep abgeholt und nach ca. 120 km bzw. 4,5 Stunden Fahrt durch das Gebirge erreichten wir sehr erschöpft Tandala.

im Jeep

eine Umfahrung des LKW bedarf einiges an Können

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Das anstrengendste der Fahrt waren die Wartezeiten zwischen den Flügen und die umfangreichen und zum Teil nicht nachvollziehbaren Gepäckkontrollen in Tansania.

Schon auf der Fahrt erlebte ich die erste Veränderung: Bisher waren die Straßen in diesem Gebiet zu 90% „offroad“ – also nicht asphaltiert. Das bedeutet vor allem in der Regenzeit, wenn die Straßen aufgeweicht sind, ein großes fahrerisches Können und zum teil auch „Gottvertrauen“.

Und in dieser Zeit herrscht hier die Regenzeit…….

Die Veränderung ist, dass die letzten 30 km bis Tandala asphaltiert sind! Eine breite Straße zieht sich durch das Gebirge. Der gefühlte Unterschied ist mehr als Tag und Nacht.

Im Zentrum wurden wir auf das herzlichste begrüßt und in einer kleinen Runde gab es leckeres Abendbrot.

Zufrieden und erschöpft sank ich ins Bett.

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Impressionen vom Diakoniezentrum:

 

der zentrale Ort

 

Die Einfahrt zum Zentrum
 
ein Seminarhaus

           




 

 

 

die Lodge
   
die Physiotherapie


 





die Tischlerei
die Schneiderei.........
...und die Chefin, Ronesta


die Avocadoplantage










hier wird gekocht

ein Teig wird vorbereitet
 
                   
die Azubis werden eingewiesen
Schulmaterialien, die verteilt werden

 2. Tag / 19.02.23

Es ist Sonntag. Das heißt, ich / wir dürfen um 10 Uhr zum Gottesdienst.

Dort wurden wir dann der gesamten Gemeinde begrüßt und vorgestellt. Auch wir durften einige Worte verlieren.
Nach über 2 Stunden inklusive einer 1-stündigen Predigt verließen wir (vorzeitig) den Gottesdienst.

Die Sonne schien, es war warm und das saftige Grün der Landschaft blendete mich. So grün hatte ich es hier noch nie erlebt.

Es ist Tradition im Diakoniezentrum, dass man am Wochenende und zum Teil in der Woche (als europäischer Besucher) in eine Familie eines Mitarbeiters zum Essen eingeladen wird.

So waren wir zum Mittag bei Jona (unserem wunderbaren Fahrer) und am Abend bei Elbina.
Es ist die Chance für mich die Mitarbeiter*innen und ihre Familie nochmals anders kennen zu lernen.
Die Sprachschwierigkeiten werden vor allem durch Kirimia`s Übersetzungen (er kann fließend Deutsch) überwunden. Jedoch muss ich schon selber aktiv im Gespräch sein, sonst bleibt es doch eher oberflächlich. Und so kann ein Essen auch zu einer sehr interessanten und aufschlussreichen Runde werden.

Zwischen den Essen waren wir noch im Zentrum des Dorfes: wichtiger Termin immer am ersten Tag des Aufenthaltes ist der Erwerb einer tansanischen SIM-Karte für das Handy. Dann kauft man dazu noch ein gewisses Datenvolumen um online mit Deutschland verbunden zu bleiben.Leider hat dieses aus technischen Gründen noch nicht geklappt – morgen erfolgt der nächste Anlauf.

Außerdem kam es zu einen erstes intensives Austausch mit Kirmia und einer ersten Behandlung.

Die Frau von Sedekia war in einem Autounfall verwickelt und hat davon mindestens ein Schleudertraum erlitten. Dafür hatte ich eine „Halskrause / -manschette mitgebracht. Leider war sie doch zu groß..

So habe ich sie erst mal getapt.
 
Kirimia hat 2006 seine Ausbildung in Deutschland beendet. Bereits während seiner Ausbildung begleite ich ihn. Gemeinsam haben wir schon in dieser Zeit konzeptionell seine Arbeit in Tandala entwickelt und seit seiner Rückkehr 2006 den Praxisraum ausgebaut und eingerichtet,
In seiner Tätigkeit als Physio ist er ganz auf sich gestellt. Es gibt keine Physiotherapie sonst in dieser Gegend der Ukinga. Damit hat er auch keinen fachlichen Austausch und Input.
Und das ist auch immer wieder der Schwerpunkt meiner Aufenthalte hier: ihn fachlich zu unterstützen und zu begleiten.

Diese erste Behandlung, mit einer ersten groben Befundaufnahme, einem anschließenden Nachgespräch und Überlegungen, wie die nächsten Behandlungen aussehen können, waren dann schon der Auftakt.

Mit dabei waren Zakaria, der neue Leiter des Diakoniezentrums und Simon.

Ein abschließendes Thema dieses Nachgespräches war: sehe ich als Therapeut nur die aktuelle Symptomatik des Klienten oder sehe ich ihn / sie als ganzen Menschen mit der Lebensgeschichte, mit den Ressourcen und erst dann mit den Einschränkungen.

Kirimia, Simon und ich beim Nachgespräch einer Behandlung

Das setzt bereits in der physiotherapeutischen Arbeit ein Behandlungskonzept mit einem ganzheitlichen Denk- und Handlungsansatz voraus. Und damit fügt sich diese Arbeit in das Wirken des Diakoniezentrums erst ein! Ich glaube, das war vor allem für Zakaria sehr aufschlussreich.


3. Tag / 20.02.23

Dieser Tag begann, wie alle Werktage im Diakoniezentrum, um 7.45 Uhr mit einer Morgenandacht.

Es wird gesungen und von einem/r Mitarbeiter*in eine kurze Andacht gehalten.
Simultan wird es in Gebärdensprache übersetzt, da einige der Anwesenden gehörlos sind.
Nach der Andacht gibt es organisatorische Ansagen, wenn Mitarbeiter*innen unterwegs waren, erzählen sie kurz davon und wenn Gäste anwesend sind, stellen sie sich kurz vor.
So durfte auch ich „vortreten“.
Zum Abschluss begrüßt jede/r jede/n einzeln und wünscht einen guten Tag.
Ein Ritual, was mich immer wieder berührt und in der Regel wohl gelaunt in den Tag hinein gehen lässt.

Ein fester Programmpunkt eines Aufenthaltes hier ist die Vorstellung beim Bischof in Makete, einer kleiner Stadt, 30 km von Tandala entfernt.

Früher war es aufwendig: ein bis anderthalb Stunden Autofahrt, offroad. Heute hat sich die Fahrtzeit auf eine halbe Stunde durch die neue asphaltierte Straße verringert. Nicht nur die Zeit ist weniger geworden, auch die Anstrengung. Man kommt als Fahrer und als Mitfahrer entspannter an.

Wie vor 4 Jahren kamen wir mit Bischof Wilson Sanga nach der Vorstellungsrunde in ein sehr offenes und spannendes Gespräch. Nach 2 Stunden lud er uns zum Mittagessen ein.

Ich glaube in Deutschland ist das unvorstellbar.

Aber all das zieht sich letztendlich doch zeitlich insgesamt in die Länge. Erst kurz nach 4 Uhr waren wir wieder im Diakoniezentrum. Um 5 Uhr und um 6 Uhr waren wir mit 2 Klienten verabredet.

Zuerst kam Flavian. Er hatte 2022 zwei Operationen am Kopf aufgrund einer Abflussstörung des Gehirnwasser. Dabei kommt es zu einem Überdruck auf das Gehirn kommen und es können schwere strukturelle Schäden am Gehirn selbst entstehen.

Seine Symptomatik jetzt zeigt ein ataktisches Bewegungsbild, vor allem im Bereich der Beine mit einer Schwäche der insbesondere der Fußheber.
Dafür hatte ich aus Deutschland 2 paar verschiedene Fußheberorthesen (gespendet von einem Sanitätshaus) mitgebracht.
Diese konnten wir heute nicht an- und ausprobieren, da er dafür nicht das passende Schuhwerk an hatte.
Dadurch ging es gleich auf die Behandlungsbank. Gemeinsam mit Kirimia und Simon arbeiteten wir an der Koordination des Gangbildes (auf der Seite liegend): kleine sanfte Bewegungen mit dem Becken und dem Schultergürtel / Brustkorb einzeln, gemeinsam gleichsinnig und alternierend.
Nach ca. 1 Stunde ging Flavian an seinen Stützen beschwingt aus dem Raum: für uns und auch für Flavian überraschend in der Deutlichkeit des Unterschiedes im Vergleich zum Anfang,
Da wir die nächsten Tage unterwegs sind, haben wir uns für Samstag verabredet.

Danach kam Mama Luvanda. die Frau von Sedekia.

Ihr hat das Tape gut getan: mit deutlich weniger Schmerzen und einem Lächeln kam sie zur Tür hinein.
Auch hier habe ich mich entschlossen, sie in der Seitlage zu behandeln.
Zum einen ist es eine geschützte Position für sie und zum anderen konnten Kirimia und Simon den Unterschied zu der Behandlung von Flavian sehen und spüren.
Trotzdem sie sagte, dass sie keine Schmerzen hat, war eine deutlich höhere Spannung in der gesamten Muskulatur vorhanden und zu spüren.

Der stabile Kontakt zum Boden und ganz sanfte und kleine Bewegungsangebote von Füße, Beine, Becken und Brustkorb standen im Vordergrund.

Nachdem sie sich zum Schluss aufsetzte, schaute sie spontan nach hinten zu Simon. Sie erschrak fast im Nachhinein darüber, da so eine Verdrehung des Oberkörpers vorher nicht möglich war.

Ein Nachgespräch mit Simon und Kirimia wird morgen stattfinden, da das Abendbrot rief und wir auch etwas erschöpft waren.

Und noch etwas ganz wichtiges geschah zwischendurch: Kirimia besorgte mir eine tansanische SIM-Karte, so dass ich ab sofort auch wieder online mit der weiten Welt verbunden bin!

Damit war auch meine Abendgestaltung – neben dem Packen eines kleinen Rucksacks – auch geklärt…….


4. Tag / 21.02.23

Der Plan von Kirimia und dem Diakoniezentrum sieht für die erste Woche eine 4-tägige Besuchsfahrt durch eine weiter entfernte Region der Landeskirche (Diozöse) vor.

Besuchsfahrt heißt, Familien mit Angehörigen zu besuchen, die eine körperliche oder / und psychische Einschränkung haben oder / und in starken wirtschaftlichen Schwierigkeiten sind. Um die genaue Bedürftigkeit diesbezüglich herauszufinden, sind diese Besuche vom Diakoniezentrum wichtig. Zumeist sind sie Mitglieder der Kirchengemeinde und über diese bzw. über ehrenamtliche Mitglieder der Gemeinde dem Diakoniezentrum weitergemeldet worden.

Auch werden Personen aufgesucht, die im Zentrum eine Ausbildung oder eine Versorgung erhalten haben. Hier gilt die Aufmerksamkeit der weiteren Entwicklung im Alltag.

Zunächst ging es von Tandala offroad durch eine wunderbare und grüne Berglandschaft nach Ludewa. Mit dabei waren Kirimia, Zakaria, Simon und Familie und Wenston Kaduma, der verantwortliche Diakon für für die Sozialarbeit dieses Gebietes.


Brückenprüfung

                                  



 

 

 

Nach einem kurzen Stopp in Ludewa mit einem Antrittsbesuch beim Pfarrer (wichtiges und übliches Ritual) und einem Mittagessen ging es für 2 Stunden weiter.

Zu meiner riesengroßen Überraschung endete die Fahrt in einem kleine Gasthaus direkt am Njassasee in dem Ort Manda!!!

Kirimia hielt sich bis zum Schluss bedeckt: denn das war einer meiner beiden Wünsche!
Ich wollte nun endlich, nachdem ich nun bereits zum 5. Mal hier bin, eine Zeit am Njassasee verbringen!
Es war herrliches warmes Wetter, die Besuche in den Familien sollten erst am nächsten Tag stattfinden.
So war der Nachmittag und Abend zum entspannen!

Der See strahlt eine unglaubliche Atmosphäre aus: irgendwas zwischen Meer und nicht enden wollenden See. Das gegenüberliegende Ufer ist fast nicht zu erkennen.

Nur Baden war für mich nicht angesagt. Es wird im Allgemeinen vor Bilharziose gewarnt – nur am äußersten Nordufer des Sees besteht diese Gefahr wohl nicht, da waren wir aber nicht.

Dennoch, für mich war es großartig hier zu sein!

   

 

 

 

 

 

 

 

 

 

5. Tag / 22.02.23

Nach dem Frühstück ging es zu den ersten Hausbesuchen los.

Alle folgenden Berichte sollen die Vielfalt der einzelnen „Problematiken“ und den jeweiligen Überlegungen für eine Unterstützung unserseits darstellen.

Unsere konkreten Überlegungen erstellten wir als Team in einem gesonderten Nachgespräch am Abend.

Zunächst besuchten wir Esma, ein Mädchen, 4 Jahre alt.

Sie wohnt mit ihrer Mutter und Oma in einem einfachen und sehr geordneten Haus.Einen Vater gibt es nicht. Sie ist gehörlos. Die Mutter war sehr klar in der Darstellung der Lage und in ihren Fragen an uns.
In dem Dorf gibt es keine Möglichkeit für einen Schulbesuch.

Unsere Überlegungen für Esma sind:

- Einladung in ein Seminar für Kinder: Sozialkontakte (Kiri)
- Diagnostik Hörvermögen (Schulprogramm, Kaduma)
- Gehörlosenschule (Schulprogramm, Kaduma)
- erneuter Besuch im Oktober

Danach ging es weiter vorbei an kleine Ortschaften und vereinzelten Ansammlungen von kleinen Häusern.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 In einem Haus wurden wir von 3 Frauen mit ihren kleinen Kindern erwartet.

 

Als erstes wurde uns Martha Mahundi, 2 Jahre vorgestellt.

Sie hat seit ihrer Geburt einen Hydrocephallus („Wasserkopf“). Die Mutter hat es mit Hilfe der Nachbarschaft geschafft, eine Krankenversicherung für ihre Tochter zu bekommen. Diese kostet natürlich Geld, gilt immer nur für 1 Jahr und deckt die medizinischen Behandlungen ab. Alle anderen Aufwendungen (Fahrtkosten zur Klinik, Unterkunft, Verpflegung) sind darin nicht enthalten.

So konnte in einer Klinik in Daressalam (2 Tage Fahrtzeit für eine Strecke) ein Zugang am Kopf gelegt werden, damit die zu viele Flüssigkeit im Kopf abfließen kann und so der Druck auf das Gehirn gesenkt werden.

Alle 6 Monate müssen sie zur Kontrolle und Behandlung nach Daressalam fahren.
Martha hat auf jeden Fall eine körperliche und geistige Entwicklungsverzögerung.                                  
Der Blick ist unstetig, wenn sie auf dem Rücken liegt kann sie sich nicht drehen oder rollen. 
Im passiven Sitzen kann sie den schweren Kopf nur kurzfristig halten. Nur ein lautieren, also kein sprechen, ist ihr möglich.                                                                                                                                                                      
Die Mutter ist verwitwet und es gibt noch 2 Geschwister, die zur Schule gehen.

 
 
Unsere Überlegungen:
- finanzielle Unterstützung Fahrtkosten, evtl. Krankenversicherung
- Physiotherapie: kontinuierlich: Inuka (Rehabilitationseinrichtung) oder Diakoniezentrum
- Beratung der Mutter für das Handling von Martha
 
Als zweites Kind war Frederik, 8 Monate, mit seiner alleinstehenden Mutter da.
Frederik hat 1 Bruder, 8 Jahre. Die Mutter wirkt sehr unsicher.
Er hat eine sehr deutliche geringe Grundspannung (Hypotonus), kann so nicht selbstständig rollen, den Kopf halten und erscheint deutlich verzögert in seiner gesamten Entwicklung.
 



 

 

 

 

 

 

 
Unsere Überlegungen:
- Diagnostik in der Klinik
- Abschluss einer Krankenversicherung, Kostenübernahme für Fahrten,
- Physiotherapie: kontinuierlich: Inuka (Rehabilitationseinrichtung) oder Diakoniezentrum

Das 3. Kind war Patricia, 5 Monate.

Auch sie lebt mit ihrer sehr jungen Mutter in der unmittelbaren Nachbarschaft und hatte noch keinen Kontakt zur Diakonie. Sie wurde von den anderen beiden Müttern eingeladen.
Die Mutter war während der Geburt alleine (!).
Sofort auffallend ist, dass der Kopf stetig nach rechts gedreht und geneigt ist, der Blick jedoch eher starr nach vorne.
Der Kopf erscheint eher klein in seinem Umfang.
Es gibt einen signifikanten Spannungsunterschied der Muskulatur zwischen den Seiten.
Während des Gespräches behandelte ich Patricia sanft am Kopf, Nacken, Hals und Brustkorb.
Nach kurzer Zeit konnte sie den Kopf und die Augen etwas nach links wenden und dort halten.
 

                                  

 

 Meine Gedanken dazu sind:
- gab es während der Geburt durch die Lage der Nabelschnur eine eine Unterversorgung mit
  Sauerstoff?
- vielleicht liegt auch dazu noch eine Blockierung in der oberen Halswirbelsäule vor (KISS –
  Syndrom) vor, da sie den Kopf so schnell mehr bewegen konnte.
 
Überlegungen:
- Diagnostik in einer Klinik
- finanzielle Unterstützung Fahrtkosten, Krankenversicherung
- Physiotherapie: kontinuierlich: Inuka (Rehabilitationseinrichtung) oder Diakoniezentrum
- Beratung der Mutter für das Handling von Martha

Am Njassasee zurück, nahmen wir noch ein Mittagessen zu uns.

Danach ging es auf den Weg zurück nach Ludewa.
Auf halber Strecke besuchten wir eine sehr ärmliche und einfache Familie:

Hier trafen wir auf Edita, 6 Jahre.

Rechts hat sie einen ausgeprägten Klumpfuß, das heißt, dass der Fuß so verdreht ist, dass sie hier fast mit dem kompletten Fußrücken auftritt. Der andere Fuß hat eine Sichelform und das Gewölbe ist sehr stark ausgeprägt – das heißt, hier ist ein Ansatz einer Klumpfußform zu erkennen.

 Überlegungen:

- Operation in Arusha (Nordtansania)
- Krankenversicherung, Fahrtkosten

Anmerkung:

Wir sind uns nicht sicher, wie die Familie (Mutter, Großeltern) diese Intervention auch aktiv unterstützen können und wollen (Alkoholproblematik). Bei einer Behandlung (operativ oder konservativ) von Klumpfüßen ist die Mitarbeit und Einhaltung von notwendigen Maßnahmen nach der Intervention unerlässlich: Die Kinder müssen über einen sehr langen Zeitraum spezielle Schuhe tragen, die mit einer beweglichen Schiene verbunden sind. Nur so können sich die Strukturen im Fuß und Bein nachhaltig verändern (siehe auch eine ausführliche Beschreibung in www.torstenintansania2.blogspot.com.


 

 

Kurz vor Ludewa besuchten wir einen älteren Mann.

Er wurde auf Vermittlung des Diakoniezentrums mit 2 Unterschenkelprothesen versorgt.
Wir wollten wissen, wie es ihm geht und wie er mit den Prothesen klar kommt.
Grundsätzlich ist alles okay, die Prothesen sitzen gut.

 


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Aufgrund der sehr ärmlichen und einfachen Verhältnisse und einer Alkoholproblematik lässt die Hygiene, Stumpf- und Prothesenpflege deutlich zu wünschen übrig.

Mit der anwesenden erwachsenen Tochter haben wir dieses in aller Deutlichkeit besprochen.

Überlegungen:                                                                                                                                                  - Unterstützung / Beschaffung neuer Liner und Überzüge für die Stümpfe.

Als letztes suchten wir noch einen Mann (Stefan), 28 Jahre, auf.

Er hatte 2019 während der Arbeit einen Unfall – Sturz aus größerer Höhe.
Eine Akutversorgung erfolgte im Krankenhaus. Was genau verletzt wurde (Diagnose) konnte er uns nicht sagen.
Seitdem dem Unfall sind beide Beine gelähmt. Da er nur (zumeist auf dem Boden) sitzt, sind sie mehr und mehr versteift in den Fußgelenken, Knien und Hüftgelenken. Da die Streckung der Beine im Hüftgelenk nicht mehr möglich ist und die Füße selbst sind in einer Spitzfußform versteift sind, ist ein Stehen auch mit Stützen nicht mehr möglich.
Auch der Rücken hat sich durch diese extremen Einschränkungen verformt: der untere Rücken bildet mit der Brustwirbelsäule einen Bogen nach hinten (Kyphosierung der Lendenwirbelsäule).

 

                                                                                              



 


 

 

 

 

 

 

 
Trotz dieser Einschränkungen arbeitet er auf dem Feld (sitzend auf einem kleinen Bänkchen) und repariert Schuhe.

Überlegungen:

- Krankenversicherung
- Vorstellung in der Orthopädie und in der orthopädischen Technik (Schuhe?) im Krankenhaus
  Ikonda
- Teilnahme an handwerklichen Seminaren im Diakoniezentrum
- Physiotherapie
- Fahrtkosten


Der Tag neigte sich jetzt langsam dem Ende. Noch bei Tageslicht erreichten wir das Gasthaus in Ludewa.
Nach dem Abendessen in einem typisch tansanischen Imbiss sanken wir alle erschöpft in die Betten.


6. Tag / 23.02.23

Gleich nach dem Frühstück ging es wieder weiter. Diesmal sind nicht so viele Besuche angesagt, wir blieben auch in der unmittelbaren Umgebung von Ludewa.

Als erstes kamen wir zu einer jungen Familie, mit ihrem Sohn Kaniel Hassan, 8 Jahre alt.

Erst auf dem 2. Blick bemerkten wir, dass er ein Down-Syndrom (Trisomie 21) höchstwahrscheinlich hat. Die Eltern geben an, dass sie nichts konkretes wissen.
Er spricht kaum / nicht und scheint in seiner geistigen Entwicklung verzögert zu sein.
In seiner Bewegung fiel uns erst mal nichts auf. Er leidet unter einer chronischen Bronchitis und dabei fiel uns ein sehr schneller Herzrhythmus auf.

Überlegungen:

- Aufnahme in das Schulprogramm einschließlich einer Diagnostik

Danach ging es in eine Grundschule. Hier waren wir mit dem

Schulleiter und dem Mädchen Grace verabredet.
Sie hatte eine Hüftkopfnekrose und wahrscheinlich auch eine 
einseitige Hüftdysplasie.Vor ein paar Monaten wurde sie auf 
Vermittlung des Diakoniezentrums operiert und erhielt ein 
Totalendoprothese (Hüftkopf und Hüftpfanne wurden ersetzt).
Die Prothese sitzt fest, keine Schmerzen mehr, ein Einbeinstand 
ist stabil. Die Hüfte und das Knie sind frei beweglich.
Leider läuft sie aber weiter in einem Schongang: Hüfte und Knie 
bleiben „steif“, die Bewegung des rechten Beines kommt aus 
dem Becken / Oberkörper.
 
Überlegungen:
- eigentlich ein klassischer Fall für die Physiotherapie, aber 
  Ludewa ist zu weit weg vom Diakoniezentrum
- damit „entlassen“ wir sie aus unserer Begleitung

 

Der bereits letzte Besuch galt Monika, 40 Jahre alt.
Sie hat eine Albino-Symptomatik – das heißt, ihre gesamte Haut hat eine Pigmentstörung.
Erst seit ein paar Jahren sind Albinos in Tansania vor Übergriffen gesetzlich geschützt.
Sie hatte an einem handwerklichen Seminar im Diakoniezentrum teilgenommen (Korbflechten).
Das ist auch der Grund unseres Besuches: zu schauen, was sie aus dem Erlernten macht.
Leider nicht so viel, da sie ihr erspartes Geld für den Schulbesuch ihrer Tochter gegeben hat.
So fehlt Geld um Flechtmaterial zu kaufen.
Die Haut von Albinos altert sehr schnell und ist auch sehr empfindlich. Am Rücken hat sie eine offene Stelle, die nicht verheilt.

Überlegungen:

- Behandlung des Rückens im Ikonda Krankenhaus – Fahrtkosten
- sie wird eine private Spende für das Flechtmaterial erhalten.

Am Nachmittag saßen wir als Team im Gasthaus zum Nachgespräch zusammen.

In knapp 2 Stunden haben wir alle Besuchten besprochen, einschließlich wer für welche Überlegungen jeweils verantwortlich ist.

7. Tag / 24.02.23

Nach 2 Übernachtungen in einem Gasthaus in Ludewa ging es weiter über sehr anspruchsvolle Wege (Straßen würde man aus europäischer Sicht nicht dazu sagen) durch eine wunderschöne Berglandschaft in das Dorf Maholong’wa.


Dort besuchten wir eine Frau, Magreth, 35 Jahre, mit einer spastischen Lähmung beider Beine und einem stark verformten Brustkorb (Skoliose der Wirbelsäule und einer Hyperkyphose der BWS).
Sie war vor einiger Zeit auch bei einem handwerklichen Seminar und hat dort das Flechten von Körben erlernt. Dieser Besuch sollte dazu dienen, zu schauen, was sie davon mitgenommen hat und ob sie noch weitere Unterstützung bedarf.
Mittlerweilen hat sie einen kleinen Laden aufgemacht, in dem sie ihrer selbst hergestellten Körbe und Lebensmittel verkauft. Dabei wird sie von ihrer Familie auch tatkräftig unterstützt.

 


Und sie scheint damit sehr zufrieden zu sein!
Eine weitere Unterstützung ist nicht weiter nötig.

Die Wege zum nächsten Dorf wurden nicht besser, zum Glück hat der Jeep Allradantrieb…

 


In Ludende wurden wir vom Bürgermeister empfangen!
Nach der obligatorischen Vorstellungsrunde in seinem Büro führte er uns in einen größeren Raum, wo wir von 5 Kindern und deren Angehörige erwartet wurden!!!
Auch hier eine kurze Vorstellungsrunde unsererseits.
 

 

Als erstes sahen wir Mdege, Mädchen, 6 Jahre.

Sie wurde wegen ihrer „O-Bein-Stellung“ (Genu varus beidseits) im Dezember 2022 operiert.
 
Die Operationsnarben sind gut verheilt.
Nach Auskunft von Kirimia sind beide Beine deutlich besser 
in der Achse, dennoch ist die Stellung der Beine noch zu erkennen.

Überlegungen:

- am 4. März 2023 gibt es einen erneuten Termin im Ikonda 
  Krankenhaus – auch mit der Fragestellung, ob eine weitere OP 
  indiziert und möglich ist
- Transport- und Übernachtungskosten

 

 

 

 

 

 
 

 
Levina, Mädchen, 4 Jahre, hat auch eine Knochenwachstumsstörung,
mit der Besonderheit, dass ein Bein eine O – Stellung 
(genu varus) und das andere ein X – Stellung (genu valgus) hat. 
Das heißt, beide Beine / Knie zeigen nach links.
Ein Bein wurde bereits im September 2022 in Arusha 
(Nordtansania, 2 Tage Fahrtzeit mit dem Bus) operiert.

Überlegungen:
Eine 2. OP ist im Juni 2023 in Arusha geplant.
- auch hier fallen Transport- und Übernachtungskosten an


Das folgende Kind, Agano, Junge, 6 Jahre, wieder mit einer Knochenwachstumsstörung:

O – Stellung (genu varus beidseits) der Beine.
 
Überlegungen:
- auch bei ihm gibt es bereits einen OP – Termin in Arusha im Juni 2023
- Transport- und Übernachtungskosten

Hongera, Mädchen, 10 Jahre leidet an einer Cerebralparese

(Störung des Gehirns).
Sie kann nicht selbstständig stehen, nicht gehen und das 
Sitzen ist sehr instabil.
Die Mutter ist nicht gesund, bei ihr ist eine OP geplant. 
Sie wirkt körperlich überfordert und wir sind uns nicht sicher, 
ob eine gute Unterstützung / Compliance für Hongera gesichert ist.

Überlegungen:

- Sonderschule Njombe mit Internat
- kontinuierliche Physiotherapie ???
- Rollstuhl oder / und Stuhl mit Armlehnen


 

 
 
 
 
Das letzte Kind in dem Dorf ist Meiko, Junge, 1,7 Jahre. 
Auch hier wieder eine O-Stellung der Beine, aber diskret.
 
Überlegungen:
- Vorstellung im Ikonda Krankenhaus
- Transport- und Übernachtungskosten

Diese Häufigkeit von Knochenwachstumsstörungen in einer Gegend habe ich so noch nicht erlebt.
Wie der aktuelle Wissensstand darüber in der Forschung ist, weiß ich nicht genau.
Schon 2017 habe ich mich mit Ärzten darüber unterhalten. Höchstwahrscheinlich ist es eine Mischung aus vielen:
- Unter- oder Mangelernährung in der Schwangerschaft,
- mangelhafte Vitamin D Verwertung (Babys und Kleinkinder werden viel in den Tragetüchern
  getragen, bei Babys ist der Kopf selten sichtbar) – also auch „fehlende“ Sonne (!!),
- wenige Zeit für die Kleinen auf dem Boden zum Rollen, Kriechen, Krabbeln, selbstständig in 
  eine aufrechte Position zu kommen
- und vielleicht auch eine immer wiederkehrende, einseitige Positionierung im Tragetuch…………
  Das sind nur meine Vermutungen.

Anschließend wurden wir vom Bürgermeister zum Mittagessen eingeladen.

Bevor wir dann weiterfahren konnten, erhielten wir noch 3 Hühner und 2 Bananenstauden als Dankeschön…….
 

               


 

 

 

 

 

So ging es dann weiter nach Lipangala in die dortige Grundschule.
Vom Schulleiter wurden wir empfangen und er stellte uns Berata, Mädchen, 13 Jahre, vor.
Berata ist Vollwaise und lebt bei ihrer Oma.
Ihre Mutter war HIV positiv und hat sie damit angesteckt.
Sie hat eine spastische Lähmung beider Beine, kann aber damit gehen und die Beine differenziert bewegen.
In der Klasse ist sie nach Aussage des Schulleiters eine der Besten.
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Das Problem besteht aber darin, dass die Oma finanziell für den Schulbesuch (Kleidung, Unterrichtsmaterial) nicht aufkommen kann. Auch die Schule kann dafür nicht mehr einspringen.
Berata brach während des Gespräches heftig in Tränen aus, weil sie nicht mehr bei der Oma leben kann und will, auch ihr großer Bruder will sie nicht in seiner Familie aufnehmen.

Überlegung:

- Prüfung eines kurzfristigen Schulwechsels nach Njombe mit Internat für die restlichen knapp 2
  Jahre (ein Schuljahr entspricht dem Kalenderjahr)
- Kostenübernahme ist für diese Zeit durch eine Privatspende
- danach Aufnahme in das Schulprogramm mit Schulwechsel (Secondary)
- dafür die notwendigen Absprachen

Nachtrag vom 02.03.:

Heute kam das grundsätzliche „okay“ von der Schule in Njombe für die Aufnahme von Berata!
Es müssen jetzt wohl nur noch die Formalitäten geklärt werden.
Mein großes Dankeschön für die private Spende für 2 Schuljahre gilt der Spenderin aus Berlin.

Der Schulleiter stellte uns danach noch Florida, Mädchen, 11 Jahre, vor.
Sie hat eine dezente Tetrasymptomatik – beide Arme (eher hypoton) und beide Beine 
(hyperton) - sind in ihrer Funktionalität gestört.
Auch sie kommt aus einer sehr armen Familie.

Überlegung:

- Aufnahme in das Schulprogramm

Am späten Nachmittag kamen wir gut erschöpft in Mlangali an.

In einem kleinen Gasthaus gegenüber der Kirche und der Wohnung des Pfarrers konnten wir übernachten.

Ich war in diesem Ort und bei dem Pfarrer bereits 2016. Hier lernte ich / wir Esther kennen.

Ein Mädchen, damals 3 Jahre, mit einem nicht weiter behandelten offenen Rückenmark (Spina bifida). Morgen werden wir sie mit nach Tandala nehmen, da sie im Nachbardorf im Ikonda Krankenhaus einen Termin hat. Anschließend wird sie nach Daressalam fahren, wo sie tatsächlich zur Schule geht.
Sie wurde nach unserem Besuch operativ behandelt und kann jetzt an 2 Achselstützen selbstständig sich aufrecht fortbewegen!!!
Damals wurde sie nur getragen, die Beine waren vollkommen gelähmt (schlaff). Die Eltern wirkten sehr unsicher, hilflos und Scham behaftet.
Esther - 2023, mit Ortese + Verband
 
Esther mit Papa - 2016


 

 

 

 

 

 

 


 

8. Tag, 25.02.23

In Mlangali besuchten wir Victor, Junge, 15 Jahre in der Schule.

Im Büro des Schulleiters saßen wir dann zusammen.
Victor wurde bereits wegen seiner Klumpfüße im Kleinkindalter operiert.
Seit 1,5 Jahren klagt er über Schmerzen in beiden Beinen. Die Schmerzen sind scheinbar unabhängig von der Belastung und, so habe ich ihn verstanden, eher knöchern, vor allem an den Sprunggelenken aber auch, Knie, Hüfte beidseits. Er nimmt regelmäßig Schmerzmedikamente.
Der rechte Fuß zeigt sich in seiner Form als Senk- und Sichelfuß, auch die Muskulatur im rechten Bein ist weniger ausgeprägt als links.
Ich vermute außerdem auch „Wachstumsschmerzen“.

Überlegungen:

- Vorstellung Ikonda Krankenhaus:
* orthetische Versorgung RE Fuß,
* Diagnostik, danach Wiedervorstellung
- Finanzierung der Orthese
- Fahrtkosten + Verpflegung
 
Faszinierend fand ich die "Dekoration" der Wände dieser Schule - auch gut geeignet um Swahili zu lernen.... 

    

     

       
  
......das ist nur eine Auswahl

Danach stand Anna, eine junge Frau auf unserem Plan.

Sie ist gehörlos und hat im Diakoniezentrum eine Ausbildung zur Schneiderin gemacht.
Auch dieser Besuch dient dazu, zu schauen, was hat sie aus dem gelernten gemacht und braucht sie noch Unterstützung.
Sie braucht keine Unterstützung – sie näht zu Hause für andere im Dorf!
Ihre Eltern sind sichtbar stolz auf sie.
Empfehlung an die Mama: Sie soll von Anna das Alphabet in Gebärdensprache lernen.
 

 

Als letztes Kind dieser Besuchstour kam Elisha, Junge, 6 Jahre,

mit seiner Mutter in die Kirche zu uns (einige Bänke wurden 
zurecht geschoben, so hatten wir gut Platz)     
Er hat eine Cerebralparese, alle 4 Extremitäten sind betroffen, 
er kann krabbeln aber nicht stehen, ist sehr neugierig und wach..
Er wird auch physiotherapeutisch in einem Rehazentrum (Inuka, 
in der Nähe von Njombe) begleitet: er ist alle 3 Monate 
für 2 Wochen zur Behandlung dort.
Finanziert wird es durch die Familie.                                 

Überlegung:         

- Einladung zum Kinderseminar nach Tandala


 

 

Nach einem Essen beim Pfarrer und einigen Abschlussworten von uns (an uns) machten wir uns auf den Heimweg.

Das diakonischeTeam

In den 5 Tagen hat es trotz Regenzeit nur 2 kurze Schauer gegeben und als wir jetzt losfuhren goss es plötzlich stark und anhaltend…!
Die Fahrt war jetzt nicht so anstrengend, da der größte Teil der Strecke asphaltiert ist.
Glücklich und erschöpft kamen wir abends gegen 19 Uhr in Tandala an..
Zum Abendbrot waren wir noch bei Familie Luvanda eingeladen.


9. Tag, 26.02.23

Es ist Sonntag und es liegt nichts an!!!!

Kirimia ist nach Njombe mit seiner Familie gefahren, da dort seine Tochter lebt und zur Schule geht. Es gibt ein großes Schulfest.
Simon, der Freiwillige, seine Mutter und Bruder sind in aller Frühe abgereist. Sie werde ich hier nicht mehr sehen.

So konnte ich erst mal richtig ausschlafen, irgendwann wurde ich von Tunu (Mitarbeiterin des Diakoniezentrums und verantwortlich für die Lodge) besorgt geweckt……

Ich habe danach einfach die Sonne genossen und viel gelesen.
Ein wenig habe ich doch was gemacht: ich habe angefangen den Blog zu schreiben.

Abends war ich bei Asifiwe und Familie zum Essen eingeladen.

Asifiwe leitet die Tischlerei mit Angestellten und Lehrlingen.
Er selbst ist gehörlos und ich war mir nicht wirklich sicher, wie wird der Abend in Bezug auf Kommunikation. Aber es wurde sehr entspannt, angenehm und anregend!
Asifiwe war eine lange Zeit in Deutschland in Eilsleben und hat dort in der Tischlerei Timme gelernt und gearbeitet.
So konnten wir uns über Textnachrichten auf dem Handy auf deutsch unterhalten.


10. Tag, 27.02.23

Heute steht eine „kleine“ Hausbesuchstour an. Rund um den zentralen Ort der Ukinga (Kinga nennt sich die Volksgruppe, die hier beheimatet ist) geht es vor allem um „Nachsorgebesuche“. Das heißt, die Personen wurden / werden vom Diakoniezentrum unterstützt, mit einer orthopädischen, operativen Versorgung und / oder eines handwerklichen oder physiotherapeutischen Seminars.

Begleitet wurden wir, Kirimia und ich, von Zakaria dem neuen Leiter des Diakoniezentrums, der Diakoniebeauftragten des Kirchenkreises und abwechselnd von dem Pfarrer und der/die ehrenamtliche/n Diakoniebeauftragte/n der jeweiligen Kirchengemeinde.

Es war also immer eine große Runde, der Jeep war fast voll besetzt.


In Deutschland ist so eine große Runde wohl undenkbar aus verschiedenen Gründen. Hier ist es aber aus kulturellen Gründen ganz normal (so erlebe ich das). Gleichzeitig erfährt die Sozialarbeit des Diakoniezentrums eine große Aufmerksamkeit und Wertschätzung innerhalb der Kirchengemeinde und der Nachbarschaft / Öffentlichkeit (allein schon, wenn aus dem Jeep 6 Personen und ein Weißer aussteigen).


Der Weg von Tandala zum ersten Besuch war für mich auch etwas besonderes: Kirimia überließ mir das Fahren des Jeeps…. (zur Sicherheit habe ich den internationalen Führerschein).

Der Mann, Ende 40, hatte Knochenkrebs im Unterschenkel. Der Unterschenkel musste amputiert werden und er wurde mit einer Prothese versorgt.

Da er seine kleine Kneipe (Kiosk) so nicht mehr weiterführen konnte, hat er diesen verkauft und an einem handwerklichen Seminar teilgenommen.
Die Erlöse aus dem Verkauf investierte er teilweise in die notwendigen Flechtmaterialien.
Innerhalb kürzester Zeit konnte er sich aus dem Verkauf von den hergestellten Körben eine Ziege kaufen…..(!). Er möchte unbedingt an einem weiteren Seminar teilnehmen, um noch mehr Vielfalt in seine Flechtarbeit zu erreichen.
Mit seiner Prothese kann er so gut gehen, dass sein Gang auf nassen Lehmboden, ob auf- oder abwärts, absolut flüssig und sicher ist.
 

 

Auch Rebekka, eine Frau, Mitte 40, hat nach einer Unterschenkelamputation und der Versorgung mit einer Prothese ein handwerkliches Seminar in Tandala besucht.

Sie hat auf ihren Grundstück einen kleinen Laden eröffnet, wo sie neben den geflochtenen Körben aus Naturmaterial noch Dinge des täglichen Lebens verkauft.
 


 

 

Das Mädchen Rutgart, 11 Monate, wurde mit einer 

offenen Kiefer-Gaumen-Spalte geboren. 
Mit Unterstützung des Zentrums wurde es operiert.
Die OP ist gut verlaufen, das Ergebnis ist gut und die 
Wunden sind verheilt.


 

 

 

 

 

Ein Mann, Anfang 40, in sehr armen Verhältnissen hatte einen Tumor an seiner Hand. Auch hier gab es Unterstützung des Zentrums, er wurde operiert und kann wieder auf seinem Feld arbeiten.

 
Es gab noch 2 weitere Besuche, auf die ich aber jetzt nicht näher eingehen möchte.
Zwischendurch wurden wir von einem Pfarrer und seiner Frau zum Essen eingeladen.

Insgesamt waren es „nur“ 6 Besuche, aber durch die Fahrtzeit und die zum Teil abenteuerlichen Straßenverhältnisse waren wir erst am späten Nachmittag wieder zurück.


In einem ersten kurzen Rückblick für mich bin ich beeindruckt, mit wie „wenig“ Hilfe und Unterstützung Menschen aus einer fast aussichtslosen (im wahrsten Sinne des Wortes) Situation geholfen und ein neuer Horizont für den/r Einzelnen, einschließlich der Familie, aufgezeigt werden kann!


11.-13. Tag, 28.02.-02.03.23

Kirimias Plan sieht für meine restliche Zeit keine Hausbesuche mehr vor. In dieser Woche soll die Physiotherapie im Vordergrund stehen und in der darauf folgenden Woche werden Kinder mit Angehörigen zum Seminar erwartet.

Für mich war es außerdem wichtig mit Elikana und Kirimia über die Physiotherapie ins Gespräch zu kommen: wie hat sich dieser Arbeitsbereich seit 2016 entwickelt, was war gut, was hat nicht so gut geklappt, was sollte geändert werden, wo soll die „Reise“ hingehen?

So trafen wir uns fest verabredet jeden Tag zu zweit oder zu dritt:

Grundsätzlich müsste der Bereich „Physiotherapie“ umbenannt werden in „Gesundheitsdienst“.

Die Begleitung von Personen mit Handycap wurde mit und durch Kirimia intensiviert und ausgebaut.
Viele Personen konnten davon profitieren – ob mit Versorgung von Prothesen oder Orthesen, die Vermittlung und Begleitung zu Operationen, das Ermöglichen von Kindern trotz Einschränkungen grundsätzlich die Schule (mit Internat) zu besuchen oder einfach die Sensibilisierung für die eigenen körperlichen Möglichkeiten der Betroffenen und deren Familien.
Eine große Vernetzung mit medizinischen und rehabilitativen Einrichtungen in weiten Teilen Tansanias und deutschen Ärzteteams, die für Operationen in das Land kommen, hat Kirimia erweitert und intensiviert.
So wie ich Kirimia in dieser Arbeit erlebe, hat er sich deutlich weiterentwickelt.

Die eigentliche Physiotherapie – Behandlungen von Einzelnen – hat in den letzten Jahren stark abgenommen.

Das hat seine Gründe: 

1.) Kirimia ist in der Gegend der einzige Physiotherapeut, er hat somit keinen kontinuierlichen fachliche Austausch. Fortbildungen sind in Tansania in diesem Bereich nicht wirklich vorhanden.

Kirimia ist direkt nach dem Abschluss seiner Ausbildung in Deutschland zurück gegangen.
Die Krankheitsbilder hier unterscheiden sich in der Art und Qualität zum Teil deutlich, von dem was er in der Ausbildung gelernt hat. Und in der Regel gibt es erst mal keine Diagnose (an der er sich erst mal langhangeln könnte). Also für einen Berufsanfänger eine riesengroße Herausforderung.

2.) Es ist nicht gelungen jemanden zu finden, der / die sich für diesen Bereich eignet, in eine Ausbildung geht und so Kirimia in seiner Arbeit unterstützt.

3.) Aufgrund seiner wunderbaren Sprachgewandheit (Swahili, Deutsch, Englisch) begleitet er oft Besuchsgruppen aus Übersee.

4.) In den letzten 3 Jahren war Kirimia immer wieder in andere Arbeitsbereiche involviert . Vertretungsaufgaben in der Leitung des Diakoniezentrums, Fahrdienste, Gesundheitsdienst in der Corona-Zeit, Mithilfe beim Bau des Wasserkraftwerkes und einmal jährlich für 4 Wochen die Begleitung von tansanischen FSJlern, bevor diese nach Deutschland gehen.

5.) Letztendlich hat das alles zusammen zu einer fachlichen Verunsicherung Kirimias geführt, was ich auf jeden Fall nachvollziehen kann.

Auch Elikana und Kirimia selbst sehen das so und beide Seiten wollen und wünschen sich, dass diese bisher zu kurz gekommene Seite kurzfristig „verbessert“ wird und damit das therapeutische Standbein des Diakoniezentrums erhalten und ausgebaut wird.

 
In den Gesprächen mit beiden haben wir dieses intensiv und vertrauensvoll besprochen.
Zu ersten konkreten Schritten sind wir gekommen. Für den Sonntag haben wir uns zu einem weiteren Treffen verabredet.
Hier soll es auch grundsätzlich um die weitere Zukunft der therapeutischen Arbeit im Diakoniezentrum gehen.

An diesen 3 Tagen kamen auch jeden Tag 3 Klienten / Patienten zur Einzelbehandlung.

Neben den schon oben erwähnten (Mama Luvanda und Flavian) kam noch die Frau vom Bürgermeister.
Flavian konnten wir die mitgebrachten Orthesen anpassen. Sein Stand wirkt dadurch stabiler und das Gehen zunehmend „klarer“ / zielgerichteter. (an dieser Stelle, vielen Dank dem spendenden Sanitätshaus in Berlin)

Ansonsten blieben wir bei den in der Vorwoche begonnenen Behandlungsideen und variierten diese zunehmend. Somit war es für Kirimia immer wieder eine Wiederholung und Erweiterung.

Die Frau vom Bürgermeister leidet an einen komplexen Schmerzsyndrom, was an sich schon therapeutisch eine Herausforderung darstellt.
Zunächst auf der Behandlungsbank, dann auch im Schlingentisch, behandelten wir sie.

Differenzierte Rückmeldungen zu bekommen, ist sehr schwierig.

So ganz nebenbei erzählte die Frau, dass sie in der im Schlingentisch aufgehängten Position schmerzfrei ist…….
Bisher wurde sie im Ikonda – Krankenhaus behandelt. Obwohl das Krankenhaus einen hohen Standard hat, gibt es dort keine/n Physiotherapeut*in. Es gibt zwar eine kleine physiotherapeutische Abteilung, dort arbeiten aber nur Krankenschwestern, die eine kleine „Qualifizierung“ für diese Tätigkeit bekommen haben.

Alle Behandlungen haben wir miteinander besprochen und praktisch an uns selber ausprobiert.
 

 

 

 

 

 

 

 

In der nächsten Woche werden wir versuchen sie auch trotz des Kinderseminares weiter zu behandeln.

Ich war ganz froh an diesen Tagen zwischendurch auch immer wieder eine Pause zu haben, da mein Verdauungssystem schwer zu arbeiten hatte….

Die Abende war ich alleine, konnte viel lesen, etwas schreiben und früh ins Bett verschwinden.

14. Tag, 03.03.23

Ich konnte heute etwas länger schlafen, da wir uns erst gegen 10.00 Uhr verabredet hatten.

Der „Plan“ für diesen Tag war noch nicht ganz klar. Nach einigen Hin und Her stand er dann fest:

Als erstes Geld tauschen, dann Fahrt zum Wasserkraftwerk, am Nachmittag Gespräch mit Elikana und Kiri.

Nachdem klar war, dass Berata tatsächlich den Platz in der Schule und Internat bekommen hat, konnte ich Geld vom Automaten holen. Das heißt, zum Ikonda Krankenhaus fahren (dort ist eine kleine Bank), Geld abheben und zurück fahren mit 1.200.000,00 Tansanischen Schilling in der Hosentasche….

Danach ging es mit Kirimia und dem verantwortlichen Ingenieur zum Wasserkraftwerk.

Seit ca. 3 Jahren wird es erbaut an einem Fluß, der auch in der Trockenzeit genügend Wasser führt.
Bauträger (oder Bauherr?) ist das Diakoniezentrum. Finanziert wird der Bau einerseits über Spenden und andererseits über Kredite.
 
In Deutschland ist vor allem Christoph Timme der Koordinator für diesen Bau.
Im letzten Jahr war er dafür 3x vor Ort. Christoph Timme hat in Eilsleben (Sachsen-Anhalt) eine Tischlerei. Sein Vater und er haben bereits die Tischlerei im Diakoniezentrum mit auf- und ausgebaut.

Idee und die große Hoffnung ist, dass die Erlöse vom Verkauf des gewonnenen Stroms das Diakoniezentrum in der Zukunft finanziell unabhängiger wird.

Ein großer Traum seit vielen, vielen Jahren…..

Im Moment sind die Staumauer, das Turbinenhaus mit der Elektrik im Prinzip fertig. Jetzt muss alles noch miteinander endgültig verbunden, die Außenanlagen fertig und dann zum Schluss alles getestet werden.

In der Regenzeit verzögert sich natürlich vieles.
Ich war äußerst beeindruckt, was ich sehen konnte.
 
 
der entstandene Stausee
 
die Staumauer
Wasserleitung zum Turbinenhaus

 




 

Turbinenhaus


 


 

 

 

im Turbinenhaus

 

 

 

 

der Fluss

 

 

 

 

 

 

 

Die Fertigstellung soll noch im Frühjahr 2023 erfolgen.

Einiges habe ich erzählt bekommen, wie der Bau im einzelnen vorankam, mit welchen Schwierigkeiten und Problemen umgegangen werden musste usw.
Wer mehr über dieses „Projekt“ erfahren möchte (und vielleicht auch dafür etwas spenden..), 
dann sei die Webseite von Christoph Timme empfohlen: 
www.tischlerei-timme.de/seite/106308/afrika.html

Nach der Rückkehr saßen wir zu dritt im Büro von Elikana zusammen.
Einen großen Raum nahm die Kommunikation zwischen uns – dem tansanischen und deutschen Partner - ein. Das heißt, was, wann und wie meinen wir und hören etwas.

Ein Beispiel dafür, was ich genau an diesem Tag ganz nebenbei erlebt hatte und über das ich immer wieder schmunzeln muss:
Ich komme mit Kirimia mit dem Jeep zum Diakoniezentrum. Auf dem Weg steht eine tansanischer Mann. Kirimia hält an, spricht kurz mit ihm und stellt mich vor. Der Mann sagt, oh ja, Torsten kenne ich schon von seinem Aufenthalt vor 4 Jahren. (Ich kann mich leider nicht wirklich erinnern..) Er lächelt mich an und sagt weiter zu mir, oh, „Du bist „breiter“ geworden….“. Ich erschrecke, gehe in die Verteidigung und sage, „meine Konfektionsgröße hat sich aber nicht verändert…..“ Wir verabschieden uns herzlich, wobei ich innerlich den Kopf schüttele und Kirimia herzhaft lacht: Der Ausspruch, du bist „breiter“, „fülliger“ geworden meint, du siehst wohlgenährt aus – im Sinne eines Komplimentes!!!!!

Es war gut, dass wir zu dritt sehr offen miteinander reden konnten! Es hat wieder eine tiefe Vertrauensbasis geschaffen.
So großartig die digitalen Kommunikationswege auch sind, eine emotionale Ebene können sie nicht ersetzen.
 

15. Tag, 04.03.23

 
Am Vormittag blieb ich alleine. Telefonieren, den Blog weiterschreiben waren angesagt.
Mittags kamen Kirimia und sein Sohn Samuel, 6 Jahre.
Für ihn hatte ich ein kleines Geschenk mitgebracht. Bei ihm sieht man, dass ich 4 Jahre nicht hier war.
Wir aßen zusammen Mittag und anschließend gingen wir in den Physioraum.
Samuel malte und spielte mit den großen und kleinen Bällen – Kirimia und ich räumten den Raum auf, sortierten die Materialien für den Gesundheitsbereich und den therapeutischen Bereich.

Abends war ich mit Zakaria zum Essen bei Ronesta eingeladen.

Ronesta, Mitte 40, beidseits Oberschenkel amputiert, leitet schon Jahre die Schneiderei und die Ausbildung der Lehrlinge.
Im Laufe des Abends stellte auch ich ihr die Frage, wie sieht dein Traum für die nächsten 10 Jahre aus. Es entspann sich ein zaghaftes, eher fragendes Gespräch.


16. Tag, 05.03.23

Der Vormittag gestaltete sich so, wie der gestrige….. Für mich ein entspanntes in-den-Tag- hineinkommen. Vor allem ist es wunderbar, den Kaffee in der Sonne genießen zu können, nachdem mein Verdauungssystem sein okay dazu gegeben hat.

Ab dem Mittag war ich mit Elikana und Kirimia verabredet.

Wir setzten unser Gespräch vom Freitag fort.
Es ging nochmals um konkrete Schritte in der näheren Zukunft für die Physiotherapie.
Den größeren Raum nahmen aber die Themen Berichte und Finanzen ein.
Auch hier war es gut, immer wieder gegenseitig nach zu fragen: was hast du gehört, wie hast du das verstanden.

Ein Leitgedanke ist, wie können wir einerseits auf ein verlässliches Berichtswesen einigen, welches für alle Partner in Deutschland nachvollziehbar und akzeptiert ist und andererseits nicht zu einem Mehraufwand im Diakoniezentrum führt.

Ein anderer Leitgedanke ist, wie kann die finanzielle Unterstützung für den Haushalt und die einzelnen Aktivitäten (wie Seminare, Ausbildungen, Hausbesuche usw.) verlässlich gestaltet werden.

Zum Schluss konnten wir uns auf konkrete Fragestellungen einigen, die wir jeweils in unsere Runden in Deutschland und im Diakoniezentrum mitnehmen.

Die Zeit verging wie im Fluge – nach 4 Stunden setzten wir ein „Komma“ und einen „Punkt“.

Ich freute mich auf einen 2. Kaffee und saß dann mit Kirimia noch entspannt zusammen.


17. Tag, 06.03.23

Heute ist Montag. Das heißt, ich darf auch wieder früher aufstehen……..

Nach der Andacht und einem kleinen Frühstück gab es eine kurze Absprache mit Kirimia.
Ab heute bis Donnerstag (4 Tage) findet ein physiotherapeutisches Seminar für Kinder statt. Mit dabei sind natürlich jeweils eine Angehörige/r.

Es gab leider einige Absagen und die die kommen, kommen erst im Laufe des Vormittages.

Wir erwarten dann 5 Kinder.
So haben Kirimia und ich noch etwas Zeit um den Physioraum aufzuräumen und Dinge zu sortieren.

Als fast alle Kinder da waren, war erst mal Mittag angesagt.
So trafen wir uns dann alle danach zu einer ersten Runde. Alle konnten sich vorstellen und wir konnten die ersten Fragen stellen.
 

 
 
Nach einer kleinen Pause sprachen wir mit jedem „Paar“ alleine, schauten dabei auch das Kind genauer an und überlegten auch gleich gemeinsam, was konkret in den nächsten Tagen als Physiotherapie oder / und anderen Unterstützungsangeboten ansteht.

Lula Pila, Mädchen, 5 Jahre strahlt alle in der Runde ganz neugierig mit großen Augen an.

Die Mutter berichtet, dass sie sich schon früh um ihre Tochter Sorgen gemacht hat, weil sie sich irgendwie anders, langsamer entwickelte. Im Krankenhaus vertröstete man sie.
Lula zeigt ziemlich eindeutig die Symptome einer Zentralen Parese (CP): Alle 4 Gliedmaßen sind betroffen (gelähmt), sie kann nicht sprechen, nicht selbstständig stehen. Es scheint auch eine geistige Entwicklungsstörung vorzuliegen. Einfache Ansagen / Anweisungen versteht sie.
Auf dem Boden bewegt sie sich mit großer Freude rollend und im Vierfüßlerstand fort, wobei im letzteren beide Beine voneinander nicht differenziert bewegt werden und so eine Art „Sprung“ entsteht.

Messia Kiango, Mädchen, 5,5 Jahre ist mit Ihrer Oma gekommen, die Mutter ist im Gefängnis.
Sie wirkt zunächst sehr schüchtern. Nach Aussage der Oma spricht Messia grundsätzlich sehr wenig und undeutlich. Erst seit 3 Monaten (seitdem sie bei der Oma ist) hat sie auch mehr Kontakte zu anderen Kindern. Weshalb die Oma mit gekommen ist, sei die rechte Hand, die Messia nicht nutzt.
Wir stellen fest, dass nicht nur die Hand sondern auch der gesamte rechte Arm „betroffen“ ist.
Der Arm selbst hat insgesamt deutlich weniger Kraft als der linke, auch im Bereich der Koordination gibt es einen deutlichen Unterschied. Die Hand, insbesondere die Finger können sich nicht vollständig öffnen / stecken – sie bleiben sogar in einer leicht gebeugten Position. Das heißt, wenn sich Messia aufstützt, dann nutzt sie rechts den Handrücken und links die offene Hand, den Handteller. Der Kopf ist leicht nach links geneigt und gedreht.
Wir gehen erst mal von einer neurologischen Ursache, den Arm betreffend aus.
Für das andere (Sprechen, Kontakt) warten wir die nächsten Tage ab. Wir können uns vorstellen, dass für sie das Schulprogramm in Frage kommt (mit Internat?)

Ascheria Sanga, Junge, 5 Jahre ist mit seiner Mama hier. Sie ist zum einen sehr verunsichert, weil ihr Sohn sehr wenig spricht und sehr langsam lernt und zum anderen ist sie sehr neugierig auf das Seminar.
Körperlich fällt uns nichts weiter an Asche auf.

Julius, Junge, 8 Jahre ist alleine hier. Der Vater hat ihn im Zentrum heute abgegeben. Vater und Sohn sind grundsätzlich den Mitarbeiter*innen der Diakonie nicht unbekannt. Der Vater scheint auch eine geistige Einschränkung zu haben, die Mutter lebt nicht mehr.
Julius ist Epileptiker und medikamentös eingestellt.
Während eines Anfalles ist er in eine häusliche Feuerstelle gekommen, dabei erlitten beide Füße vor allem schwere Verbrennungen. Schmerzen hat er wohl keine.
Wir denken, dass unbedingt eine Operation angesagt ist!
Auch das Schulprogramm scheint eine wichtige Option zu sein!

Gregory, Junge, 9 Jahre ist mit seiner Mutter gekommen.
Er hat auch eine „Zentrale Parese (CP)“ – beide Arme und beide Beine sind deutlich betroffen.
Über die Streckspastik in den Beinen kann er sich aufrecht recht gut und flink fortbewegen und stehen.
Er hat große Schwierigkeiten beim selbstständigen Essen, beim aus- und anziehen.
Das Schlucken ist auch beeinträchtigt durch eine Störung der Speiseröhre.
Hier scheint vor allem das „handling“ der Mutter dem Sohn gegenüber im Vordergrund zu stehen.

So eine keine Runde hat auch was. Wir kommen schneller miteinander ins Gespräch, es ist alles etwas übersichtlicher. Kirimia und ich haben auch mehr Zeit für jeden Einzelnen.


Nach den Kindern kam dann noch die Frau vom Bürgermeister.
Sie wurde von Kirimia wieder im Schlingentisch behandelt. Zwischendurch wurde ein MRT der Wirbelsäule erstellt. Die Aufnahme wird in Deutschland ausgewertet und dann innerhalb kürzester Zeit als Befund wieder zurückgeschickt!!!
So konnten wir die Behandlung entsprechend nochmals anpassen.

Um die nächste Behandlung für sie vorzubereiten, blieben Kirimia und ich immer noch im Raum.
Nur mit dem Unterschied, dass Kirimia auf der Bank lag und ich ihn behandelte……

Dann war aber wirklich Schluss!!

Seit 4 Tagen bin ich abends ein wenig in Stress geraten – selbst Schuld….: Ich habe angefangen, aktuelle Bilder mit zum Teil Beschreibungen in den WhatsApp – Status einzustellen.
Dazu ist aber unbedingt ein stabiler Internetzugang nötig, sonst kann es sein, dass alles nochmal wiederholt werden muss. So gehe ich dann Abends „spazieren“, um die richtige Stelle zu finden.
Ich bin beeindruckt, wie viele sich die Bilder dann tatsächlich anschauen……

Jetzt ist es 23 Uhr, der heutige Tag ist ganz grob hier festgehalten – es war ein guter Tag!


18. Tag, 07.03.23

Nach der Andacht und dem Frühstück kamen alle im Physioraum wieder zusammen.

Wir setzten uns auf die Matten in einer Runde.

Kirimia erzählte, was wir heute vorhaben und das sich alle Mütter gerne und unbedingt am Geschehen beteiligen dürfen und möchten!

Neben uns und den Müttern war auch die Diakoniebeauftragte dabei. So konnten wir die Runde in 3 wechselnde Gruppen grob einteilen, wobei Kiri und ich uns jeweils mit einem Kind beschäftigten.
Da es so eine kleine Runde ist, geht das alles ganz entspannt.

Alle 5 Kinder haben sind sehr unterschiedlich eingeschränkt, fordern unterschiedlich viel Aufmerksamkeit.

 


Lula Pila


 

 
 
Ascheria

 
 
 
 
 
Messia



 
Julius
 
 


 
 
 
Kirimia zeigt.....
....wie es geht
 
Gregory beim nachmachen


 
 
Lula beim Krabbeln
  


 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
Nach der Nachmittagsrunde, fragten wir die Mütter, ob sie etwas beobachtet hätten, ob ihnen Veränderungen aufgefallen sind und ob sie selbst etwas mitgenommen hätten.
Da kamen folgende Aussagen und Themen zur Sprache:
- Kinder brauchen Zeit
- Kinder brauchen unterschiedlich viel Zeit
- wenn ich keinen Zwang ausübe, komme ich leichter zum Ziel, als mit Zwang
Auch wurden bei einzelnen Kindern Veränderungen im Sozialverhalten und in der Bewegung festgestellt.

Da die auswärtigen erwachsenen Klient*innen heute nicht konnten, bzw. wir den Schlingentisch wegen Stromausfall nicht nutzen konnten, war es insgesamt ein entspannter Tag.


19. Tag, 08.03.23

Für meine Verhältnisse bin ich hier früh im Bett und schlafe richtig gut und trotzdem: mit etwas schlechten Gewissen habe ich mir heute früh Zeit gelassen und die Andacht geschwänzt……

Um 9 Uhr gab es Frühstück für alle und so ging es dann um 10 Uhr ganz entspannt los.
Da ich keine Verantwortung für den Plan habe und nur ein wenig spüre (!), kann ich von Tag zu Tag mehr loslassen und mich der hiesigen Struktur anpassen.

Heute wollten wir unbedingt die Mütter aktiv mit einbeziehen.Dabei sollte der Vormittag schwerpunktmäßig unter dem Thema Eigenwahrnehmung, Zentrierung und Entspannung stehen.
 

 
So kamen dann die Igelbälle in unsere Runde: erstmal einander zurollen. Dann durfte sich jede Mama ein Ball nehmen und diesen an / auf ihren Kind rollen, mit Ansage.

Ich widmete mich dabei Gregory. Er hatte vor allem Schwierigkeiten bei sich zu bleiben: am wichtigsten ist die Mama (immer wieder Rückversicherung über Blickkontakt) und überhaupt alle Dinge, die im Raum passieren.
Ich setzte Gregory auf den Boden, direkt vor seine Mama – und so fing ich an ihn abzurollen.
Später berollte er mit meiner Hilfe die Beine seiner Mama…

Lulu, Julius und Mesia konnten sich gut gut darauf einlassen, die Mütter mussten immer wieder „gebremst“ werden - in der Geschwindigkeit und im Druck auf den Ball.

Danach wurde es etwas aktiver, u.a. hatte Mesia viel Spaß am klettern auf das Sprossendreieck mit anschließender Rutschpartie.

 

Mesia





 

Mit Ascheria und Julius waren wir zu viert draußen und haben Ball gespielt – mit einer lauten Lautgebung vor allem für Asche, der wenig und ganz ganz leise spricht (lachen kann er laut….).

Am Nachmittag wurde es dann noch bewegter. Mit den Matten bauten wir eine große Bahn auf.
Hier konnten alle soweit es geht, entlang laufen, rennen, hüpfen und gemeinsam rollen, krabbeln und kriechen und sich sogar am Purzelbaum versuchen. Das hat allen viel Freude gemacht!
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 
 

 
 
 
 
Zwischendurch beschäftigten Kirimia und ich uns mit Lulu und Mesia.
Bei dem einen Mädchen ging es um den Boden unter den Füßen und unter dem Becken zu spüren und bei Mesia um die knöcherne Verbindung von Kopf, Halswirbelsäule und Brustkorb.

Mit einem gemeinschaftlichen „Berollen“ mit den Igelbällen fand dann der Nachmittag einen ruhigen Abschluss.


Am späten Nachmittag kam noch die Frau vom Bürgermeister.
Diesmal sollte die Behandlung auf dem Bauch liegend stattfinden, wobei noch eine dicke Deckenrolle dazwischen lag.
Kirimia und ich hatten diese Behandlungsform theoretisch und praktisch vorbesprochen.
Anschießend bekam sie noch ein Tape im Übergang von Becken und Rücken gesetzt.
Auch sprachen wir mit ihr über das Ergebnis der MRT-Untersuchung.

Am späten Nachmittag schlossen wir die „Pforte“.
 
Impressionen außerhalb des Physioraumes:
 

 
Asche hat einen Kreisel gebastelt:
 

 


So gab es auch noch Zeit um Kirimias Mutter und Schwester zu begrüßen.
Es ist fast nicht zu glauben, dass wir das erst in den letzten Tagen meines Aufenthaltes geschafft haben. Und natürlich haben wir auch Kirimias Sohn Samuel gesehen.
Kirimia zeigte mir auch seine kleine Tischlerwerkstatt. Hier stellt er unter anderem kleine pädagogisch wertvolle Spiele her als einen kleinen Nebenerwerb.

Im Dorfzentrum machten wir noch keine Besorgungen und auch meine Reservierung für die Busfahrt nach Daessalaam in 4 Tagen.

Das Abendessen verzögerte sich dann doch leider – Stromausfall…..


20. Tag, 09.03.23

Diesmal habe ich es zur Andacht geschafft.

Heute gibt es einen straffen Plan: neben dem Kinderseminar kommen im Anschluss noch die 3 Klientinnen aus dem Dorf.

Kirimia hat versucht mit den Küchenfeen frühere (und pünktliche) Mahlzeiten zu vereinbaren – das hat dann tendenziell auch geklappt…..

Wir nahmen uns den gesamten Vormittag für die Kindergruppe Zeit.
Die Kinder eroberten sehr schnell und eigenständig den Physioraum. Die Mütter schienen noch sehr müde zu sein – so erfolgte spontan nur mit den Erwachsenen eine aktive Bewegungsrunde mit Bällen.

In einer ersten Runde sollten die Mütter mit ihren Kindern selbstständig etwas ausprobieren.

Kirimia und ich gingen von Kind zu Kind, beratend, begleitend und evtl. auch kurz behandelnd.
Danach erfolgte eine kurze Gesprächsrunde mit den Fragen:
- Wie war es?
- Was war gut?
- Was war weniger gut? Was ist schwer gefallen?

Darüber kamen wir gut ins Gespräch.

In einer 2. Runde durften die Mütter sich nochmals mit den Kindern alleine beschäftigen, mit dem Hintergrund des erfolgten Austausches. Außerdem verließen Kirimia und ich den Raum für 20 Minuten.

In einer 3. Runde waren die Kinder und die Mütter gleichermaßen gefordert.

Es ging um das balancieren über Matten (schmal, erhöht und weicher Untergrund) vorwärts, seitwärts, rückwärts sowie mit verbundenen Augen, mit und ohne Begleitung.
  
          

 Hier entspann sich dann noch ein interessanter Austausch über die Themen „Unterstützung und Hilfe“:
- wie weit geht Unterstützung
- wann kann ich Verantwortung als hilfesuchende abgeben
- wieviel Freiraum mit Unterstützung brauche ich, damit sich etwas neues entwickeln kann usw.
 

 

Anschließend räumten wir alle den Raum auf und gingen mit dem Schwungtuch hinaus, um so bewegt einen Abschluss des Seminars zu zelebrieren……..




Am Nachmittag kamen dann noch die 3 Klientinnen.

Kirimia und ich hatten zwischendurch noch Zeit, um die einzelnen Behandlungen vor- und durchzusprechen. So ergaben sich 3 verschiedene Behandlungspositionen: im Schlingentisch (Frau vom Bürgermeister); in der Rückenlage, wobei eine kleine Rolle unter der Wirbelsäule lag (Flavian) und in der Seitenlage mit einem kleinen gelben Eggball (eiförmiger Pezziball) unter Brustkorb und Taille (Mama Luvanda).

Später kam auch noch Asifiwe (der Tischlermeister) in den Physioraum.

Es müssen dringend Regale für die Materialien gebaut und angebracht werden!

Nach den Behandlungen war ich / waren wir auch gut erschöpft.
Ich setzte mich zur Entspannung in die Sonne mit Blick in die Berge und las etwas.




Abends fiel leider mal wieder der Strom aus. Der Notstomgenerator (über Diesel) ließ uns dennoch im hellen speisen. Anschließend wurde das Seminar ganz offiziell beendet.


Mit einer Stirnlampe zeichnete ich im Zimmer noch einen Plan mit Maßangaben für die Regalwand und jetzt muss ich mich beeilen die Zeilen fertig zu schreiben, da nur noch zu 17% der Akku vom Laptop geladen ist…..


21. Tag, 10.03.23

Für den heutigen Tag war eine letzte Tour geplant.

Das Ziel ist ein Rehabilitationscenter mit Krankenhaus „Inuka“. Inuka liegt zwischen Makambako und Mbeya, also ca. 120 km von Tandala entfernt (alles Asphaltstraßen).

Die Idee war, dass wir gleich nach der Andacht (8.15 Uhr) losfahren. Das war der Plan von gestern (jedenfalls kam er so bei mir an…) und heute musste er halt angepasst werden. Nach Andacht, Frühstück und noch organisatorischen Dingen ging es dann kurz vor 10 Uhr los.

Die Landschaft veränderte sich radikal: noch vor Njombe ist man aus den Bergen raus und hinter Makambako wird es flach und ganz weit.


Warum Inuka?
Das Rehacenter wurde in den letzten 10 Jahren aufgebaut und ständig etwas erweitert, so dass auch jetzt ein klinischer Teil dabei ist. Träger der Einrichtung ist die katholische Kirche, vergleichbar mit dem Ikonda Krankenhaus.
Ich hatte in Deutschland über „Tanzania Network“ davon gehört und Kirimia unter anderem von begleiteten Kindern.

Hier gibt es das Angebot, das Kinder mit Angehörige oder nur Erwachsene für eine bestimmte Zeit hier sein können und bei Bedarf Physiotherapie, Ergotherapie, Logopädie und Ernährungsberatung bekommen: z.B.: alle 3 Monate für 2 Wochen.

Außerdem wird für Interessierte ein vierwöchiges Praktikum in allen therapeutischen Bereichen angeboten (500 Euro).
Ziel unseres Besuches war über diese Angebote näheres zu erfahren und auch aus der europäisch – therapeutischen Sicht auf die Ausstattung und Arbeitsweise zu schauen.
Ich war von allem sehr beeindruckt!
Im Gespräch mit 2 Therapeuten (Physio + Ergo) wurde ihr „ganzheitlicher Ansatz“ deutlich.
Beide hatten ihre Ausbildung in Tansania gemacht, jeweils als Studium. Das heißt für eine Ausbildung gibt es hohe Anforderungen im Vorhinein.
Nach ihrer Aussage gibt es keine Fortbildungsmöglichkeiten im therapeutischen Bereich in Tansania.

Ich werde im Abschlussgespräch im Diakoniezentrum die Einrichtung Inuka als Behandlungsalternative (kontinuierliche Behandlungen) und Fortbildungsmöglichkeit für diakonische Mitarbeiter*innen oder als Vorbereitungspraktikum für angehende Therapeut*innen vorschlagen.

Auf dem Rückweg besuchten wir noch einen mit Kirimia befreundeten Bischof im Ruhestand und in Njombe holten wir Kirimia´s Tochter Abigel von der Schule ab und nahmen sie für das Wochenende mit nach Tandala.


22. Tag, 11.03.23

Gestern Abend wurde mir mitgeteilt, dass das obligatorische Abschlussgespräch mit der Leitung des Diakoniezentrums von 10 auf 12 Uhr verschoben wird.

Heute morgen gab es nochmals eine Verschiebung auf 16 Uhr.
Kurz vor 16 Uhr kam Elikana zu mir, entschuldigte sich, weil eine ganz dringende, nicht verschiebbare Angelegenheit unseren Termin auf nach 18 Uhr rutschen lässt……

Mittlerweilen kann ich damit zunehmend gelassener umgehen.

Beim Abschlussgespräch soll ein Rückblick auf meinen Aufenthalt erfolgen. Ich wurde gebeten, die physiotherapeutische Arbeit aus meiner Sicht zu reflektieren und einen Ausblick zu wagen. Und auch all die Dinge, die mir in den 3 Wochen im Diakoniezentrum aufgefallen sind.
Durch die verlängerte Wartezeit konnte ich mir in Ruhe Gedanken darüber machen und alles in den Computer niederschreiben.
So können auch alle nach dem Gespräch meine Gedanken und Ideen in schriftlicher Form erhalten.

Gegen 18.30 waren wir dann alle zusammen.
Nach 2 Stunden waren fast alle (außer ich) sehr müde, so dass ich nur die wichtigsten Sachen ansprechen konnte. Zwischendurch gab es zu einzelnen Themen auch Rückfragen, so dass wir zum Teil in einen intensiveren Austausch kamen.
Den physiotherapeutischen Bereich hatte ich schon weiter oben (11.-13. Tag) grundlegend beschrieben.

Hinzu kommen hier die Themen, die die Zukunft betreffen:

- die personelle Situation: Hilfe aus Deutschland, Aus- und Fortbildung von tansanischen 
  Personen, Werbung von tansanischen Fachkräften
- für eine Ausbildung in Tansania gibt es nur die Möglichkeit eines Studiums (Bacheler- oder 
  Diplomabschluss.
  Beides ist verbunden mit den entsprechenden hohen Zugangsvoraussetzungen
- Fortbildungsmöglichkeiten gibt es derzeit in Tansania nicht
 
Weitere Empfehlungen von mir:
- Einrichtung von „Treatment Camps“ (ambulante Behandlungscamps) in den weiter entfernten
  Kirchenkreisen)
- in größeren Abständen rehabilitative Angebote über 1 – 2 Wochen im Diakoniezentrum
- weiter Seminararbeit für Kinder mit Angehörigen
- punktuelle Verstärkung bei Seminaren durch Fachkräfte aus dem In- und Ausland?
   * Idee: Wissenstransferbrücke Neinstedt (Deutschland) – Tandala
- Fortbildungsangebote durch externe Fachkräfte im DZ für Therapeuten und diakonische
  Mitarbeiter
- ganz langfristig: Ausbau des rehabilitativen Standbeines: Ergotherapie

Sonstige Themen:
Bitte um Erstellung einer Jahresplanung
- bessere Koordinierung und Optimierung (Quantität) von Besuchsreisen
- gezielte Unterstützungsreisen (Seminare, Treffen der diakonischen Mitarbeiter*innen…..)

einheitliches Berichtswesen

Vorstellung eines Projektes „Herstellung von Biokohle“ aus Ernteabfälle.
In der Regel wird mit einem Holzfeuer gekocht. Dabei entstehen viel Rauch und giftige Gase. Außerdem ist die Beschaffung von Holz ein zunehmend schwieriges Unterfangen – auch aus ökologischer Sicht.
In den umliegenden Ländern wird dieses punktuell bereits praktiziert.
Wenn es gut läuft, könnte es auch zu einem Geschäftszweig werden (Verkauf auf dem Markt)

Auch über die Landwirtschaft und die Pflege der Infrastruktur des Diakoniezentrums kamen wir ins Gespräch.

Manches konnte leider nur angerissen werden, das Erschöpft-sein wurde aufgrund der späten Uhrzeit doch deutlich.

Es gab dann noch ein wunderbares gemeinsames Essen, mit Dankesworten von allen Seiten.


23. Tag, 12.03.23

Kurz nach 5 klingelte der Wecker. Kirimia holte mich um 6 Uhr ab und brachte mich zur Busstation.

Nach 13 Stunden kam ich in Daressalam an. Ein Taxis brachte mich in ein Hotel am südlichen Strand der Stadt.
Hier kann ich erstmal durchatmen, den Blog fertig stellen und Sedekia treffen, der zu einer medizinischen Behandlung in Dar ist.
 



 

Schlussbemerkungen:

Dieses Mal bin ich sehr viel entspannter zurück gekommen.
Das lag vor allem daran, dass zum einen ich die Planung für meinen Aufenthalt vor Ort an das Diakoniezentrum abgegeben hatte und ich mich so entspannter auf die aktuelle Situation sowie den Arbeits- und Lebensrythmus einlassen konnte.
So ist es auch für mich ein "nehmen": wieviel kann ich loslassen und geschehen lassen im sprachlichen und handelnden Kontext. Und das wiederum wirkt weiter in meine konkrete Arbeit in der Praxis mit den Klient*innen und in mein Leben generell.

Wenn ich mir den gesamten Bereich der "sozielpädagogisch orientierten Physiotherapie" nach 6,5 Jahren anschaue, bin ich grundsätzlich beeindruckt.
Dieser Bereich hat sich in Bezug auf die ersten Überlegungen und konzeptionellen Vorstellungen vor 10 Jahren (!) sehr entwickelt - und zum Teil auch ganz anders, wie ich es mir und Kirimia es sich vorgestellt haben.
Die Seminare für Kinder und Angehörige sind vor allem unter Kirimia´s Verantwortung zu einer sehr "ganzheitlichen Arbeit" geworden. Neben der sehr konkreten Zuwendung zu den Kindern werden die Angehörigen unmittelbar mit einbezogen.
Die Beratung, Begleitung und Nachsorge für Personen, die eine orthetische oder prothetische oder operative Versorgung brauchen, ist in meinen Augen sehr gut ausgebaut und erfolgreich.
Die Hausbesuche machen auf mich einen sehr professionellen Eindruck.
Das physiotherapeutische Einzelbehandlungsangebot im Diakoniezentrum und außerhalb ist leider nicht mitgewachsen. Die Gründe dafür habe ich weiter oben bereits angeführt.

Was mich dieses Mal besonders beeindruckt hat, ist die Vernetzung / Verzahnung der diakonischen Arbeit in der gesamten Landeskirche bis hinunter in der einzelnen Dörfer / Gemeinden.
Dieses könnte noch weiter ausgebaut und effizienter gestaltet werden. Das allerdings ist auch eine Frage der Finanzen.
Zum größten Teil wird das Diakoniezentrum über Spenden finanziert. In Deutschland ist es die Aufgabe des Staates mit seinem Sozialsystem, welches so in Tansania nicht existiert. Von daher ist die diakonische Arbeit bis auf weiteres auf die Spendenbereitschaft angewiesen.
Die Hoffnung besteht, dass langfristig der Haushalt von den Einnahmen des Wasserkraftwerkes (nach Abzahlung der Kredite) entlastet wird.
Alle Partner in Deutschland garantieren, dass Spenden direkt in die diakonische Arbeit einschließlich in das Schulprogramm fließen.

Folgend einige Kontaktadressen der deutschen Partner, die in diesem Blog bereits genannt wurden:

Pro Tandala e.V. / Neinstedt im Ostharz:
Birgit Fiedler - www.neinstedt.de/esn/angebote/diakonisches-profil/Verein-Pro-Tandala.php
Kontoverbindung Pro Tandala:
Inhaber: Pro Tandala e.V.
IBAN: DE65 8105 2000 0353 0107 23
BIC: NOLADE21HRZ / Sparkasse Neinstedt

Schulprogramm: 
Anne Maute-Koch - www.tandala.de/schulprogramm-karibu-shuleni/

Wasserkraftwerk:
Christoph Timme - www.tischlerei-timme.de/seite/106308/afrika.html

Zum Schluss möchte ich mich bei allen bedanken, die mich unterstützt haben, finanziell und ideell!

Gerne können auch Fragen zu diesem Projekt direkt an mich gestellt werden: torstenstrauss@feldenkrais-seminar.de

Torsten Strauß
Diakon / Physiotherapeut / Feldenkrais-Lehrer / Kinästhetik-Trainer / Heilpraktiker















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